Lichthören in pandemischen Zeiten

                            2021; Fotomontage, Acrylglas, Heißklebemasse, ca. 34 x 34 x 34 cm.

 

Längst schon hätte das an die Wand gezweckte Foto in einer Schublade oder in einem Ordner verschwinden müssen. Düster, geradezu deprimierend auf Dauer war die Wirkung und es verdarb  mir die Laune wann immer der Blick darauf fiel. Eine vermummte, vor heruntergelassener Jalousie nur schemenhaft erkennbare Person ist darauf zu sehen. Ihr Oberkörper wird vom unteren Bildrand angeschnitten. Im Halbdunkel der Umgebung scheint sie sich, eine Brille mit stark getönten Gläsern tragend, zusätzlich vor starken visuellen Außenreizen zu schützen. Den Kopf flankieren zwei kleine, rechts und links über die Ohren gestülpte Lampenschirme. Sie sind mit Seide bespannt und schimmern in einem sanften, grünlichen Farbton.

Maskenpflicht, Ausgangssperren, Lock-down: In vielen Lebensbereichen werden seit fast zwei Jahren die individuellen Freiräume der BürgerInnen durch ständig neue Maßnahmen und Verordnungen mehr oder weniger einschneidend beschränkt und geregelt. Pandemische Zeiten!

 

Für die Teilnahme an einer Jubiläumsausstellung unter dem Motto "Alles rund" wurde mir eine durchsichtige Acrylglaskugel zugeschickt um sie nach meinen Vorstellungen zu gestalten. Die frisch ausgepackt auf dem Tisch herumschaukelnden Kugelhälften und das überfällige, immer noch an Ort und Stelle hängende Foto fanden, im selben Raum zur selben Zeit, wie magnetisch von einander angezogen, fast von alleine zueinander.

Die beiden Fotos ( zweimal dasselbe Motiv, einmal gespiegelt), wurden leicht gebogen, auf Stoß zu einer zylindrischen Form zusammengesetzt und schließlich in den zusammengefügten Kugelhälften hermetisch verschlossen. Mit den nach allen Seiten in den Raum greifenden tentakel-  artigen Verästelungen erinnert das Objekt an eine vereinfachte Darstellung des Coronavirus. ooooo